Das neue EasyDens Gen 2 von Anton Paar ist seit kurzem verfügbar und wurde mittlerweile auch schon an die ersten Bierbegeisterten ausgeliefert. Anton Paar hat dem BrauCampus einen der neuen Biegeschwinger im kompakten Hosentaschen-Format gesponsert. Wir möchten das EasyDens Gen 2 hier kurz vorstellen und auf die wesentlichen Änderungen zum Vorgängermodell eingehen.
Seit seinen Anfängen im Jahr 2014 verbindet den BrauCampus einiges mit Anton Paar. Das Wesentliche, um es kurz zu machen, ist die Leidenschaft für Bier. Craft Bier Fest Wien. Anno 2016. Organisiert von Micky Klemsch, der leider 2020 von uns gegangen ist – und den wir sehr, sehr schmerzlich vermissen. Gunter und ich sehen uns am Messtechnik-Stand von Anton Paar das Craft2Craft Testsystem für Kleinbrauereien an und erkennen schnell: Dafür reicht das Gesamt-Budget eines einzelnen Sonderprojektes der Österreichischen Hochschülerschaft nicht aus. Ein Gespräch mit und über Bier vor Ort und ein weiteres kurz danach, in Graz. Mehr war nicht nötig. Anton Paar übergab ein rot-weißes Päckchen mit der Aufschrift „EasyDens“ an uns. Mit der Bitte um gelegentliches Feedback. Neben unserer Würze-Spindel (Schätzwert € 6.90) und dem analogen Hand-Refraktometer (Schätzwert € 39.90) mutete das EasyDens der ersten Generation damals wie ein Jackpot im Lotto an. Ein halbes Jahrzehnt später sind wir umso dankbarer. Nicht nur für alle brau- und messtechnischen Einsichten, die wir Gebhard Sauseng vom Anton Paar Sudhaus zu verdanken haben, und seiner eigenen, unerschöpflichen Leidenschaft für Bier. Sondern insbesondere auch für die vielen internationalen Freundschaften, die sich aus eben dieser Leidenschaft ergeben haben. Doch auch darum geht es hier nicht. Sondern lediglich um das brandneue EasyDens Gen 2.
Das Design
Die augenscheinlichsten Änderungen wurden am Design vorgenommen. Während das EasyDens Gen 1 eine Tendenz zum Kippen aufweist, sofern keine stabilisierenden Hilfsmittel eingesetzt werden, ist die „Standfestigkeit“ des EasyDens der zweiten Generation in allen Lebenslagen gewährleistet. Zusätzlich ist das Easydens Gen 2 kleiner und schmaler dimensioniert. Das Gehäuse hat inzwischen Hosentaschenformat. Die Mitnahme zum nächsten Gemeischafts-Sud ist nun also auch in den normalbündigen Jeans jederzeit möglich.
Eine weitere Verbesserung betrifft ebenfalls das Gehäuse.
Die Kunststoff-Fittings, die vormals in die Aufnahmebuchsen der Glaskapillare eingeschraubt wurden, sind Geschichte.
Die Probe kann mittels handelsüblicher medizinischer Spritze (ist im Lieferumfang enthalten, Füllvolumen: 10 ml) nun direkt über die modifizierte Buchse in die Kapillare aufgegeben werden.
Dadurch verursachen hochviskose Proben (wie zum Beispiel Würze aus 100 % Schüttungsanteil Buchweizen) seltener Probleme mit zugesetzten Einspritzkanälen. Gänzlich lösen kann diese Detailverbesserung das Problem konstruktionsbedingt zwar nicht, eine Verbesserung ist hier aber definitiv feststellbar.
Proben von solcher Beschaffenheit werden aber für die meisten von uns eher die seltene Ausnahme als die Regel darstellen.
Der Einschaltknopf ist nun haptischer gestaltet und befindet sich auf der Rückseite des Gerätes.
Die Neuerungen am EasyDens Gen 2 sind allerdings nicht nur optisch-haptische. Die gesamte Messzelle wurde neu entwickelt. Es handelt sich beim EasyDens Gen 2 also de facto um eine komplette Neuentwicklung.
Das Setup des neuen EasyDens Gen 2 ist generell noch schlanker und einfacher geworden. Das Gerät ist direkt aus der Verpackung entnommen praktisch sofort einsatzbereit, die Batterien sind ebenfalls inkludiert. Nichts geändert hat sich am geringen Probenvolumen, das für eines Messung benötigt wird. Es bleibt bei den circa 2 Millilitern Probe.
Die Funktionen
Das Ablesen der Messwerte selbst erfolgt, wie gewohnt, über eine auf dem eigenen Smartphone installierte App. Hier hat sich ebenfalls einiges verändert. Die altbekannte Anton Paar EasyDens-App läuft mit Ende 2021 aus.
Sie wird durch die kostenlose Brew Meister for EasyDens-App ersetzt.
Der neue Biegeschwinger schwingt nun auch erst auf Signal per Smartphone („Start Measurement“/“Restart“) und nicht durchgehend.
Das wirkt sich sicherlich schonend auf den Ladestand der Batterie aus, kann aber auch irritieren. Insbesondere dann, wenn man zum Nullabgleich Brauwasser vor der nächsten Probe einspritzt und die 15.6 °P auf dem Display nicht versteht.
Das Anlegen von Batches und das Speichern von Messwerten ist freilich nach wie vor möglich. Gärverlaufskurven auf Basis mehrerer Einzelmessungen lassen sich mit dem neuen EasyDens Gen 2 also ebenfalls recht einfach erstellen. Hier ist nun mittlerweile auch die Berechnung des Alkoholgehaltes anhand der Stammwürze und des scheinbaren Restextraktes eines gemessenen Sudes möglich.
Sehr positiv hervorzuheben ist auch: Die Zusatzfunktionen (z. B. Alkoholgehalt von Spirituosen) sind nun von Beginn an in vollem Umfang nutzbar.
Dazu Krasimir Hristov von Anton Paar Product Management:
„Alle wichtigen Basis-Funktionen sind in der App kostenlos verfügbar – wie alle Messeinheiten. Es gibt aber auch Premium Features, die kostenpflichtig sind und 19.99 EUR / Jahr kosten. Alle EasyDens Besitzer (egal ob neues Modell oder Gen 1) erhalten sie 1 Jahr kostenlos und können so alle Funktionen testen. Da die Brew Meister App weiterentwickelt wird, werden laufend neue kostenlose & kostenpflichtige Features dazu kommen.“
Die Premium-Features
Was sind nun die derzeit verfügbaren Premium Features?
Hier eine Zusammenfassung:
- Der Continuous Mode ermöglicht eine dauerhafte Messung, die erst durch die Anwenderin oder durch den Anwender beendet wird
- Eine Unlimitierte Anzahl an Brau-Batches, die man als File anlegen kann und in denen sich alle Messungen zu einem Sud speichern und grafisch darstellen lassen können
- Der Export der Daten vom EasyDens Gen 2
Krasimir Hristov von Anton Paar dazu weiters:
„Alle Messeinheiten/Funktionen sind für alle (egal ob für das EasyDens Gen 1 oder das neue EasyDens Gen 2) kostenlos. Hier werden auch weitere wie z. B. KMW und Oechsle folgen.“
Die Alcohol in spirits (ABV)-Funktion haben wir ebenfalls kurz getestet. Diese funktioniert anstandslos und sehr anwendungsfreundlich, wie aus den stichprobenartigen Messungen (siehe Fotos) mit einem Destillat unbekannten Alkoholgehaltes und technischem Ethanol (vergällt, ≥96 %) als Referenzprobe ersichtlich.
Dazu muss allerdings das Folgende angemerkt werden:
Das EasyDens Gen 2 misst den Alkoholgehalt von Spirituosen entsprechend der Definition. Das sind alkoholische Getränke mit einem Alkoholgehalt von mindestens 15 % vol., die durch Destillation oder durch Mazeration in Ethylalkohol gewonnen wurden.[1]
Das EasyDens Gen 2 ist also nicht dazu geeignet, den Alkoholgehalt von Bieren direkt zu messen. Die Berechnung des Alkoholgehaltes, basierend auf der Stammwürze eines Sudes und auf dem scheinbaren Restextrakt, ist aber, wie bereits erwähnt, über die Brew Meister for EasyDens-App mittlerweile möglich.
Anschaffungskosten und Lieferumfang
Eine für viele wohl ebenfalls maßgebliche Verbesserung betrifft den Preis. Ohne hier auf die Endverbraucherpreise der unterschiedlichen Anbieter eingehen zu wollen: Das neue EasyDens Gen 2 wird deutlich günstiger ausgerufen als das Gen 1 bei Markteinführung. Während für den Vorgänger teils zwischen € 400 bis € 500 aufzuwenden waren, ist das aktuelle Modell bereits für deutlich unter € 400 zu haben. Dafür bekommt man das EasyDens Gen 2, ein Booklet plus Quickstart-Guide, Spritzen zur Probenaufgabe und die Funktionen für Dichte, Spezifische Dichte, Brix und Alkoholgehalt (Volumsprozent, Gewichtsprozent) sowie die Spezifische Dichte 20/20. Der Nachfolger ist damit also auch von Beginn an für die Spiritualistinnen und Spiritualisten geeignet. Daneben finden sich am EasyDens Gen 2 auch noch Verbesserungen im Detail. Beispielsweise ist der mitgelieferte Silikon-Schlauch für den Probenausgang in Richtung Waste nun deutlich länger.
Und sonst?
Es handelt sich beim EasyDens Gen 2 also um ein faktisch neues Gerät mit deutlichen Verbesserungen in den wesentlichen Funktionen und Nachbesserungen im Detail.
Ein potentieller Wermutstropfen bleibt.
Die Benutzeroberfläche der neuen Brew Meister for EasyDens-App ist, zumindest aus meiner subjektiven Sicht, weniger intuitiv und nutzerfreundlich gestaltet als die Vorgänger-App, die sich mit Ende 2021 verabschieden wird. Während der Wechsel zwischen Dichte, Extrakt & Co. bei der Vorgänger-App flott, bequem und schnell über das dominierende Menürad erfolgte, ist das nun, etwas umständlich, nur über ein Untermenü möglich. Hier böte sich folglich Verbesserungspotential.
Krasimir Hristov von Anton Paar dazu:
„Wir hatten in der ersten Beta-Version so etwas Ähnliches und haben dann als Feedback bekommen, dass es eher verwirrend bzw. unnötig ist. Daher wurde es wieder entfernt. Wir werden uns das aber neu anschauen und evt. wieder eine Möglichkeit reinnehmen.“
Hier scheiden sich anscheinend die Geister. Wobei das Bemängeln der Menüoberfläche freilich auch Kritik auf sehr hohem Niveau darstellt, in Anbetracht der nach wie vor sehr einfachen und intuitiven Handhabung des Messgerätes.
In Puncto Genauigkeit – Ein Testlauf
Wir haben mit dem EasyDens Gen 2 einen unserer Sude, ein Best Bitter nach den BJCP 2015 Style Guidelines[2], parallel mit einem DMA 35 (ebenfalls von Anton Paar GmbH) einem Tilt™ 2 Hydrometer and Thermometer (Baron Brew Equipment LLC) und einem analogen Hand-Refraktometer (Modell ORA 32 BA, KERN & SOHN GmbH) gemessen.
Das Tilt™ 2 Hydrometer wurde mittels EasyDens Gen 2 (Dichte) und Testo 108-Temperaturmessgerät (Temperatur) kalibriert. Gebraut wurde mit der Hopfensau 50 L von Sudkraft GmbH, die Gärung erfolgte im Grainfather Concial Fermenter in Kombination mit dem Grainfather Glycol Chiller (Imake Ltd.) bei einem eingestellten Temperaturbereich von 20 °C. Die Proben (je 30 ml) für DMA 35, EasyDens Gen 2 und Handrefraktometer wurden dazu in regelmäßigen Zeitabständen während der Gärung über den Klarablauf des Doppelventilhahns entnommen. Als Probengefäße dienten Eppendorf Conical Tubes 50 mit Schraubverschluss. Die Proben wurden durch kräftiges Schütteln entgast und vor den Messungen für 30 Minuten bei Raumtemperatur in einem Tube-Rack platziert, um in Suspension befindliche Hefezellen zu sedimentieren.
Die Probenzieltemperatur war 20 °C. DMA 35, EasyDens Gen 2 und das Handrefraktometer wurden vor jeder Messung mit entionisiertem Wasser justiert. Da es hier um einen ersten Vergleich ohne großen Anspruch an Stichprobenzahl oder Methode ging, haben wir für die Probenvorbereitung auf ein Ultraschallbad zum Entgasen der Proben sowie auf eine Zentrifuge zur Sedimentation der Hefe verzichtet und haushaltsübliche Techniken angewandt.
Die Ergebnisse sprechen für sich (siehe Gärverlaufs-Kurven).
Resümee
Das Easydens Gen 2 ist stabiler, schlanker und ergonomischer gebaut als der Vorgänger, verfügt über eine neu entwickelte Messzelle und bietet sinnvolle Verbesserungen im Detail.
Die Bedienungsfreundlichkeit und die verfügbaren Funktionen machen das EasyDens Gen 2 nicht nur für den Heim- und Hobbybraubereich interessant, sondern auch für Anwendungen im Bereich der Destillation und Spirituosenherstellung.
Der Einführungspreis wurde gegenüber dem Vorgänger ebenfalls deutlich reduziert.
Vielleicht ist es noch zu früh, etwas über die Robustheit des neuen EasyDens Gen 2 zu verlautbaren. Der Vorgänger überlebte bei uns jedoch mehrere Generationen von Studierenden – ohne Funktionseinbußen. Und tut, nach gelegentlichen Spülungen mit Mucasol, noch immer unverzagt seinen Dienst. Die Gene versprechen also Gutes, für das EasyDens Gen 2.
Das neue EasyDens Gen 2 ist zum Beispiel hier verfügbar.
Quellen
- VERORDNUNG (EG) Nr. 110/2008 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 15. Januar 2008 zur Begriffsbestimmung, Bezeichnung, Aufmachung und Etikettierung von Spirituosen sowie zum Schutz geografischer Angaben für Spirituosen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 1576/89
- BEER JUDGE CERTIFICATION PROGRAM 2015 STYLE GUIDELINES. Beer Style Guidelines